Gibt es noch Ameisenhügel?
Eine Frage, die mich schon länger umtreibt: Gibt es überhaupt noch Hügel-bauende Waldameisen im Meggerwald? Ich konnte mich zunächst an keinen einzigen Ameisenhügel im Meggerwald erinnern. Ich wusste, dass die Gefährdung und der Rückgang dieser streng geschützten, staatenbildenden Tiere unbestritten ist. Diese Gefährdung geht weniger von den natürlichen Feinden der Ameisen aus, als vielmehr von negativen menschliche Eingriffen und Einflüssen.
Warum sind Waldameisen schützenswert?
Waldameisen verzehren hunderte verschiedener Insektenarten darunter viele Pflanzen-fressende Arten (ein Ameisenvolk verzehrt in einem Sommer bis zu 10 Millionen Insekten). Waldameisen sind auch wichtige Aasverzehrer. Waldameisen belaufen viele Laub- und Nadelbaumarten um den zuckerhaltigen Pflanzensaft (Honigtau) von Rinden-, Zier- und Schildläusen aufzunehmen. Interessanterweise beschützen Waldameisen ihre Honigtaulieferanten vor deren Feinden und so vermehren sich die Pflanzensauger im Sammelbereich der Ameisen. Dies führt zu beträchtlichen Überschüssen von Zuckerstoffen. Diese dienen dann etwa 250 Insektenarten als Nahrung, was die Insektenvielfalt signifikant begünstigt. Auch (Wild)Bienen finden im Honigtauangebot eine wichtige Trachtquelle. Ameisenreiche Wälder bringen einen deutlichen Mehrertrag an Honig. Zudem stellen die Eigelege der Honigtauerzeuger ein wichtiges Nahrungsangebot für Standvögel (Vögel die nicht ziehen) dar. Waldameisen selbst sind eine bedeutende Nahrungsquelle für viele Tierarten, wie z.B. Spinnen, Raubinsekten, Amphibien, Reptilien, Spitzmäuse, Vögel aber auch für den Dachs.
Ameisen kultivieren Vielfalt
Genauso wichtig ist: Waldameisen verbreiten aktiv mehr als 150 Pflanzenarten. Die Samen dieser „Ameisenpflanzen“ haben zucker-, fett- und eiweissreiche Anhängsel (Eleiosome), die von den Ameisen abgebissen werden. Ameisen transportieren und verbreiten auf diese Art vornehmlich diese Pflanzen. So sind ameisenarme Wälder auch arm an Ameisenpflanzen. Diese Pflanzenarmmut hat wiederum eine Verarmung an Tierarten zur Folge. Waldameisen, so klein sie auch sind, sind entsprechend ein wichtiges Schlüsselglied im Ökosystem Wald.
Auf meinen Spaziergängen durch den Meggerwald habe ich schliesslich doch ein paar Ameisenhügel gefunden. Es sind vermutlich zwei der acht in der Schweiz vorkommenden Waldameisenarten, nämlich Formica rufa (Rote Waldameise) and Formica polyctena (Kahlrückige Waldameise). Eine genauere Bestimmung ist im April geplant. Die gefundenen Ameisenhügel werden nun mit Hilfe des umtriebigen Vereins „Luzerner WaldameisenSchutz“ registriert, markiert und gehegt. Diese Registrierung (in einem zentralen Verzeichnis) und gelegentlich auch Aufklärungs-/Informationstafeln helfen mit, um die wenigen Ameisennester im Meggerwald vor Zerstörung (z.B. durch Holzräumarbeiten) zu schützen.
Kennst du Ameisenhaufen?
Wenn auch du einen Beitrag zum Waldameisenschutz leisten möchtest, so bin ich sehr dankbar, wenn du mir mitteilen könntest, wann und wo du im Meggerwald Waldameisenhügel gefunden hast. Am besten gibst du mir die Koordinaten des Ameisenhügels an - eine genaue Lagebeschreibung mit einem Foto ist auch hilfreich. Über ein entsprechendes Mail würde ich mich ausgesprochen freuen. Besten Dank.